Der internationale Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern Bertelsmann ist mit einem soliden Wachstum ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2025 konnte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 4,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Das organische Wachstum lag bei 1,8 Prozent. Vorstandschef Thomas Rabe sieht das Unternehmen auf einem klaren Kurs, gestützt auf Diversifikation, gezielte Investitionen und internationale Expansion. Langfristig strebt der Konzern sogar ein Umsatzvolumen von 24 Milliarden Euro an – ein ehrgeiziges Ziel, das durch organisches Wachstum und strategische Zukäufe erreicht werden soll.
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Solider Jahresauftakt dank starker Konzernsparten
Die Umsatzsteigerung im ersten Quartal ist das Resultat eines Zusammenspiels mehrerer Unternehmensbereiche. Besonders hervorzuheben sind:
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Penguin Random House (PRH): Der Buchverlag erzielte mit Bestsellern wie Mel Robbins’ The Let Them Theory (über 1,2 Millionen verkaufte Exemplare weltweit), Ali Hazelwoods Deep End und der Autobiografie von Papst Franziskus (Hope) bemerkenswerte Erfolge. Der anhaltende Erfolg von James Clears Atomic Habits unterstreicht die globale Reichweite des Verlagsprogramms.
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Arvato Group: Durch die Übernahme des US-Logistikunternehmens Carbel stärkte Arvato seine Position im boomenden E-Commerce-Segment für Lifestyle-Marken in den USA erheblich. Dies markiert einen weiteren Schritt in der strategischen Expansion in Nordamerika.
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Bertelsmann Education Group: Die Bildungssparte verzeichnet ein dynamisches Wachstum. Die brasilianische Hochschulgruppe Afya erhöhte die Zahl ihrer Medizinstudierenden auf rund 26.000. Relias und die Alliant International University weiteten ihr Angebot im Bereich digitaler Lernlösungen und mentaler Gesundheitsberufe weiter aus.
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Bertelsmann Investments: Mit 385 Beteiligungen weltweit (Stand Ende März 2025) zeigt sich auch die Investitionssparte aktiv. Insbesondere Bertelsmann India Investments setzte Impulse mit mehreren Folgefinanzierungen. Bemerkenswert sind auch die Übernahme der E-Learning-Plattform Vocanto und die Gründung der Pharma-Tech-Holding Cormeo.
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BMG: Der Musikbereich präsentierte eine Markenerneuerung und vereinte seine Sync- und Produktionsmusik-Teams in einer globalen Struktur. Ziel ist es, Kunden weltweit optimierte Lizenzierungsangebote zu unterbreiten.
Auch wenn einige Marketingbereiche – insbesondere das Direktmarketing – unter verhaltener Nachfrage litten, konnte etwa der Illustrations- und Buchdruck in Deutschland und den USA gut ausgelastet werden. Die Neuausrichtung der DeutschlandCard hin zu einer Commerce-Media-Plattform ist zudem ein strategischer Schritt in Richtung digitaler und personalisierter Marketinglösungen.
Streaming, Medienkooperationen und Portfolioveränderungen
Die RTL Group, ebenfalls Teil des Konzerns, erzielte einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Das Wachstum wird unter anderem von einem starken Anstieg der zahlenden Streaming-Abonnenten um 17,4 Prozent (nunmehr 8,7 Millionen) getragen. Strategisch wichtig ist die bis 2030 verlängerte Kooperation mit der Deutschen Telekom im TV- und Streamingbereich.
Gleichzeitig treibt RTL Deutschland die Bereinigung des Portfolios voran: Im März wurde der Verkauf der Zeitschriftenmarken Brigitte, Gala und Eltern an die Funke Mediengruppe bekanntgegeben. Dieser Schritt steht im Zeichen einer fokussierten Aufstellung auf digitale Wachstumsfelder.
Ausblick: Boost-Strategie und neue Umsatzziele
Beim jüngsten Management Meeting in Gütersloh ließ Thomas Rabe keinen Zweifel an den ehrgeizigen Wachstumsambitionen des Konzerns: „Wir sind gut positioniert, um in den kommenden Jahren organisch und durch Zukäufe weiterzuwachsen“, betonte der CEO vor rund 500 Führungskräften. Im Rahmen der bereits laufenden Boost-Initiative sollen bis Ende 2026 insgesamt acht Milliarden Euro investiert werden.
Klares Ziel: Der Konzernumsatz soll „mittelfristig“ von derzeit 19 Milliarden Euro (Stand 2024) auf über 24 Milliarden Euro anwachsen. Diese Steigerung wäre ein deutliches Signal für den Erfolg der aktuellen Strategie, insbesondere im Kontext des Umsatzrückgangs 2024 infolge des Verkaufs von Majorel.
Rolf Hellermann, Finanzvorstand von Bertelsmann, bestätigte den positiven Trend: „Hinter uns liegt ein gutes erstes Quartal 2025. Wir erwarten auch für das Gesamtjahr einen moderaten Umsatz- und Ergebnisanstieg.“
Fazit: Zukunftsoptimismus trotz struktureller Herausforderungen
Bertelsmann beweist erneut, dass ein breit aufgestellter Konzern mit klarer Strategie, innovativen Beteiligungen und globaler Reichweite selbst in einem volatilen Marktumfeld wachsen kann. Die ersten Monate des Jahres 2025 liefern vielversprechende Signale, dass die Transformation hin zu einem digital stärker ausgerichteten, wachstumsorientierten Unternehmen gelingt. Der geplante Rückzug von Thomas Rabe Ende 2026 wirft bereits jetzt die Frage auf, wer diesen ambitionierten Kurs künftig fortsetzen wird – doch der scheidende CEO hinterlässt ein stabiles Fundament für die nächsten Wachstumskapitel.